Lernhinweise, zu Studienbeginn zu lesen
Unterschied Schule - FH:
- Schule: Ziel ist das Bestehen von Prüfungen mit vorab bekannten Aufgabentypen,
der Unterricht ein andauerndes Training auf dieses Ziel hin.
Der Stoff wird de facto nur als Mittel zum Zweck gesehen, nach einer Prüfung nicht mehr abgefragt und vom Schüler meist wieder vergessen.
- FH: Ziel ist der Erwerb dauerhaften und anwendbaren Wissens. Die Prüfung ist nur eine Lernfortschrittskontrolle, sie bestimmt nicht
den Inhalt des Unterrichts.
Konsequenzen für die Lernstrategie:
- Schule:
- Auswendiglernen kurz vor der Prüfung, Vergessen unmittelbar danach.
Philosophische Anmerkung:
So lange die formale Qualifikation höher zählt als die inhaltliche, d.h. so lange ein potentieller Arbeitgeber nach
dem Abschluss fragt statt nach dem Können, hat diese Vorgehensweise ihre Berechtigung. Diese Einstellung ist
ist europäisch, insbesondere deutsch. Mit zunehmender Globalisierung werden sich - zumindest in der Industrie - die
Prioritäten verschieben, und wenn ich recht beobachte, hat dieser Prozess bereits begonnen.
- Lernen von Lösungsschemata: Wenn a und b gegeben und c gesucht, dann löse Aufgabe so und so.
Aufgabenlösen nach der Methode der Variablenübereinstimmung:
Suche eine Formel, in der die gegebenen und die gesuchte Größe vorkommen, und benutze sie.
Probleme, die so präzise definiert sind und so wenig Kreativität erfordern, lassen sich leicht mit dem
Computer lösen. Früher konnte man sich tatsächlich sein Geld als "Rechenknecht" durch Bearbeitung
solcher Fragestellungen verdienen. Heutzutage zahlt niemand mehr dafür hohe Personalkosten.
- FH:
Dauerhaftes und brauchbares Wissen ist vernetzt, strukturiert und operativ. Die Klausur soll feststellen, ob Sie dieses Wissen haben,
und nicht Ihr Kurzzeitgedächtnis testen:
- Wer nur Formeln gelernt, ihre Bedeutung aber nicht verstanden hat und nicht damit umgehen kann, soll durchfallen.
- Wer den Stoff verstanden hat, Schussfolgerungen ziehen und Querverbindungen herstellen kann, soll ohne große Vorbereitung durchkommen.
Diese Art von Wissen erwirbt man nicht durch Lernen!
Man muss sich mit dem Stoff auseinandersetzen. Man wird ja auch kein Klavierspieler, indem man Partituren auswendig lernt, noch
hilft es, stundenlang irgendwelchen Konzerten zu lauschen. Auseinandersetzung sind alle eigenen Aktivitäten außer Auswendiglernen,
insbesondere:
- Rechnen von Aufgaben in immer wieder neuen Zusammenhängen (also nicht immer das gleiche Lösungsschema),
bis das zugrundeliegende Prinzip klar wird.
- Bücherlesen: Fast jedes Buch stellt die Dinge aus einem etwas anderen Blickwinkel dar. Ziel ist das Erkennen der gemeinsamen Idee.
- Wieder und wieder versuchen, Strukturen, Zusammenhänge und Bedeutungen zu erkennen.
Lernstrategie rechtzeitig von Schule auf FH umstellen!