Prof. Dr.  Hans Zangl
Professur für Betriebswirtschaftslehre,
insbesondere Kostenrechnung,
Arbeitssteuerung,
Wissens- und Prozessmanagement

Hochschule München, Fakultät 06,
Lothstr. 34, D-80335 München
Tel: +4989-1265-1639;
Fax: +4989-1265-1603

e-mail: Zangl@hm.edu

Sprechstunde: Raum D 312; Termin

 

Process ScoreCard
Methode zur prozessorientierten Unternehmenssteuerung

1. Prozessmanagement und Process ScoreCard

Die Process Scorecard ist das Ergebnis von über 20 Jahren Beschäftigung mit Unternehmensprozessen. Prozessmanagement ist heute eine viel genutzte Vokabel für ein Phänomen, das sehr unterschiedlichen Sichtweisen, Zielsetzungen und Methoden aufweist. Zwei Grundrichtungen sind zu erkennen:

  • Modell 1: Aufbauend auf der klassisch hierarchischen Funktionsstruktur werden Unternehmensprozesse identifiziert, abgebildet und optimiert. Diese Richtung ist am weitesten verbreitet

  • Modell 2: Unternehmen entwickeln sukzessiv eine Prozessstruktur, insbesondere für die wichtigsten „End to End Prozesse“, etablieren eine starke Prozessverantwortung, und gestalten/optimieren dauerhaft die Prozesse. Diese Richtung ist erst am Anfang.

Modell 1 stößt bei der Optimierung der Unternehmensprozesse schnell an Grenzen. Ursache ist die Funktionsverantwortung, weil für durchgängige Prozesse dauerhaft eine starke Prozessverantwortung fehlt.

In Modell 2 wird Führungsverantwortung primär als Prozessverantwortung praktiziert. Eine totale oder eingeschränkte Prozessstruktur von Unternehmen wird aufgebaut und auf dieser Basis methodisch Prozessoptimierung, Prozesssteuerung und Unternehmenssteuerung betrieben. Diesen Ansatz verfolge ich seit vielen Jahren und habe dazu die folgenden methodischen Ansätze entwickelt:

  • Prozessstrukturierung eines Unternehmens über das „Prozesshaus“
  • Einheitliche Prozessbeschreibung über die „Prozesskarte“
  • Entwicklung der Process ScoreCard zur Unternehmens- und Prozesssteuerung


2. Idee, Konzept und Struktur der Process ScoreCard (PSC)           

Die Process ScoreCard (PSC) ist eine Weiterentwicklung der Balanced Scorecard (BSC). Mit der PSC wird ein Unternehmen nicht mehr über vier unterschiedliche Sichtweisen der BSC (Finanzen, Prozesse, Mitarbeiter, Kunden), sondern einheitlich über die Prozesssicht gesteuert. In einer ganzheitlichen Prozesssicht sind Mitarbeiter und Kunden integrativer Bestandteil der Unternehmensprozesse.

Die zentrale Unternehmenssteuerung erfolgt über zwei Mess-/Kennzahlensysteme:

  • Kurz- und mittelfristige Steuerung über 2 monetäre Messwertebereiche (Ertrags- und Finanzkraft)

  • Mittel- und langfristige Steuerung über 4 Key Performance Indicators - KPI (Hebelkräfte)
    • Innovationskraft
    • Kundenbindungskraft
    • Prozesskraft
    • Unternehmenskulturkraft

KPI und monetäre Messwerte stehen in einer starken Wechselwirkung. Mit den KPI wird eine langfristige, nachhaltig erfolgreiche Unternehmensentwicklung verfolgt, die monetären Messwerte bilden die Erfolge der laufenden Geschäftstätigkeit ab.

Das Gehirn der PSC ist die Process ScoreCard Matrix. Die für die einzelnen Unternehmensprozesse definierten Steuerungsmesswerte/Kenngrößen werden den 6 Erfolgskräften zugeordnet. Dies ist der anspruchsvollste Teilprozess der PSC, weil betriebliche Ursache-Wirkungszusammenhänge erkannt und über die Messgrößen der Unternehmensprozesse gesteuert werden.

 

Über Process ScoreCards für die monetären Messwerte, die Hebelkräfte und die einzelnen Unternehmensprozesse werden das Unternehmen insgesamt und die einzelnen Unternehmensprozesse gesteuert. Jährliche oder langfristige Ziele werden über betriebliche Maßnahmen/Projekte, z.B. BPM Projekte, angestrebt. Zwischenmessungen zeigen, ob man sich „auf dem richtigen Weg befindet“ oder ob man in das Projekt/den Prozess eingreifen muss.

Nachfolgend sehen Sie ein konstruiertes Beispiel einer BSC für den Geschäftsprozess "Auftragsabwicklung"